Ein einmaliger Holzbau mitten im Harz. 
Eine Kooperation von WERKBUND NORD mit dem Land Niedersachsen und dem BDIA Niedersachsen/Bremen.
PROLOG
Im Januar 2022 fragte die Landesvertretung des Landes Niedersachsen in Berlin beim WERKBUND NORD an, ob sich über eine Kooperation verschiedener Institutionen in Niedersachsen ein Nachbau der in Braunlage auf dem Gelände des Sanatoriums Barner befindlichen 'Lufthütte' von Albinmüller realisieren ließe. Dieser außergewöhnliche Holzbau war in Berlin durch die gemeinsame Ausstellung der Architektenkammer und der Stiftung Sanatorium Dr. Barner 2019 bekannt geworden und hatte für große Aufmerksamkeit gesorgt. Der Architekt, Tischler und Künstler Albinmüller gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Werkbundes. Der WERKBUND NORD ist eine der Landesorganisationen im Deutschen Werkbund, die sich nach 1945 wiedergegründet haben.
Die Geschichte
Während eines Kuraufenthaltes 1903 im Harz in Braunlage lernte Albinmüller den Arzt Dr. Friedrich Barner kennen, der ihn ab 1905 als Gestalter erst mit kleineren Arbeiten für das Interieur, dann mit Um- und Neubauten sowie mit dem Neubau und der kompletten Inneneinrichtung des Sanatoriums beauftragte. Im Sanatoriumspark baute Albinmüller seine erste Architektur: eine Lufthütte, ein Einzimmerhaus für Patienten. Die bis heute im Garten erhaltene Licht- und Lufthütte ist als Pfahlbau konstruiert und komplett aus Holz. Eine einfache Holztreppe führt nach oben in die schlichte Einraumwohnung über dem Boden. Der für eine Person eingerichtete Raum dient zum Schlafen: nah den Baumwipfeln, nah der Natur. Die Ausstattung war minimalistisch: ein Alkoven, eine Kommode, dazu Mini-Kammern zum Umkleiden. Eine noch von Albinmüller angedachte Kitchenette wurde nicht ausgeführt.
Bis heute ist in diesem Haus die Sehnsucht nach einer Verbindung mit der Natur spürbar. Ins Freie, ins Licht, eins sein mit der Natur, das waren Leitideen der sogenannten Reformzeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit alternativer Ernährung und Kleidung, Vegetarismus, Nudismus und Sonnenbaden, mit gemeinschaftlichen Wohnmodellen auf dem Land, Gartenstadtbewegung und Bodenreform wurde die neue Zeit eingeläutet. Das betrifft aber auch die Reformierung der Medizin wie der Kunst, des Kunstgewerbes und der Architektur.
Eine gut gestaltete Einfachheit, auch das ist heute nach 120 Jahren gerade in der jungen Generation wieder ein Thema. Kein Wunder, dass die außergewöhnliche Erscheinung dieses Holzbaus bis heute alle Betrachter*innen fasziniert und als die Urhütte der Tiny-House-Bewegung bezeichnet werden kann.
Die Intention
Mit einem Nachbau dieser Lufthütte wollen wir ein sichtbares Zeichen für den Harz setzen und das mitten in Berlin, nahe dem Potsdamer Platz. Der Nachbau wird mit Studierenden der Leibniz Universität Hannover, der TU Braunschweig und der Hochschule Hannover realisiert, ein Schnittmodell mit jungen Tischlern aus Hannover sowie mit Mitgliedern des WERKBUND NORD durchgeführt.
Der Nachbau wird als realitätsgetreue Architektur in virtueller Realität mit einer VR-Brille erlebbar gemacht werden. Es wird ein maßstabsgetreuer Rundgang sein, der gleichzeitig auch aus einem studentischen Wettbewerb ausgewählte Beispiele einer zeitgemäßen Innenraumgestaltung präsentieren wird. 
Kern moderner VR-Hardware ist die VR-Brille mit zwei hochauflösenden Displays zur Darstellung künstlich erzeugter Bilder und einer damit gekoppelten Sensorik. Dabei entsteht der Eindruck und das Gefühl, in der virtuellen Realität „präsent" vor Ort und im Raum zu sein.
Während das Äußere der Lufthütte sich im virtuellen Nachbau nicht verändert, sind für den Innenraum neue Nutzungen angedacht. Hier sind Ideen von jungen Gestaltern aus dem Produktdesign und der Architektur gefragt, die der WERKBUND NORD und der BDIA Niedersachsen Bremen aus seinen Verbindungen in die Hochschulen begleiten werden. Unser Anliegen ist es, mit dieser Arbeit auf Themen wie Holzbau, nachhaltiges aber auch einfaches Bauen, Wohnen und Leben und die Qualität von Gestaltung und Materialität aufmerksam  und diese gleichzeitig mit Unterstützung virtueller Medien und Methoden sichtbar zu machen.
Neu und Alt vereint
Der Nachbau wird mit jungen Tischlern aus Hannover sowie Mitgliedern des Werkbundes Nord durchgeführt. Während das Äußere der Lufthütte sich im Nachbau nicht verändern wird, sind für den Innenraum neue Nutzungen angedacht. Hier sind über einen Ideenwettbewerb des bdia zeitgemäße Einrichtungen und räumliche Umnutzungen der Einraumwohnung auf Zeit von jungen Gestalter*innen aus der Innenarchitektur und Architektur zu erwarten. Diese werden digital zu erleben sein.
Lage und Zeitraum
Die Eröffnung der virtuellen Lufthütte in Berlin ist für den 03.04.23, eine Finissage für den 21.4. in Anwesenheit der Ministerin geplant. Im Anschluss wird die virtuelle Lufthütte im Rahmen des Architektursommers in Hamburg sowie an den Hochschulstandorten in Braunschweig, Oldenburg, Bremen und Kiel präsentiert werden.
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